Technik

Fahrwerksprobleme und ihre Ursachen

Fahrwerksprobleme haben verschiedene Ursachen: Reifen, Stoßdämpfer, Gabel, Gabelöl, Lenkkopf- und Schwingenlager. Nach 30-jähriger Motorraderfahrung als Mechaniker und Moto-Cross-Fahrer habe ich festgestellt, daß eine ungenaue Fertigung des inneren Lagersitzes am oberen Lenkopflager, das radiale Spiel in den Schwingenlagern und Umlenkhebel, gleitgelagerte Umlenkhebel und Schwingenlager die Ursache sind. Das Problem am Lenkkopflager ist der Lagersitz es oberen Lagers auf dem Lenkkopfschaft. Dieser Lagersitz ist ein Schiebesitz, der bei Neufahrzeugen ein Spiel bis 0,1 mm aufweist, dazu kommt eine sehr große Rauhtiefe des Lagersitzes, die sich nach einiger Zeit plättet, somit vergrößert sich das Spiel bis zu 0,15 mm. Durch die Hebelübersetzung vervielfacht sich das Spiel bis zur Auflage des Reifens je nach Motorradtyp um das 6 bis 10-fache. Zur Abhilfe dieses Problems verwendet man PATENTRECHTLICH geschützte Lagertragmuttern mit aufgepresstem Kegelrollenlager. Das Problem des Schwingen- und Umlenkhebellagerspiels wird durch individuelle Anpassung des Nadellagerinnenringes an jeder Lagerstelle behoben, somit kann an der Schwinge keine Spurveränderung entstehen, des weiteren ist der Stoßdämpfer in der Lage das Hinterrad exakt anzusteuern.

Das Problem der Gleitlager ist das Lagerspiel und der Schmierfilm, ein Schmierfilm kann sich nur aufbauen wenn die Teile sich in eine Richtung bewegen und eine bestimmte Umfangsgeschwindigkeit erreichen, durch die langsame Hin- und Herbewegung bricht der Schmierfilm nach kurzer Zeit, die Folge sind Freßspuren im Lager, zu viel Spiel, zu hoher Losbrechmoment, zu schwergängig.

Zur Abhilfe dieses Problems werden Nadellager eingesetzt und dann der Innenring zum Lager spielfrei eingepasst.

Viele Fachleute behaupten, die Rahmen und Schwingen wären zu schwach. Komischerweise ist aber vielen Motorrädern denen das nachgesagt wird, das Fahrverhalten mit 2 Personen einwandfrei, obwohl mit Sozius der Rahmen und Schwinge mehr belastet sind? Der Grund für die Fahrwerksverbesserung bei 2 Personen ist eine Beseitigung der Wirkung des Lagerspiels durch die höhere Zuladung. Die Schwinge wird durch die Schrägstellung der Federbeine nach hinten gedrückt und die Schwingelager in 1 Richtung belastet, dadurch kann sich die Schwinge nicht mehr nach rechts oder links bewegen, der Lenkkopfschaft drückt durch die Schrägstellung der Gabel im oberen Lager nach hinten und verhindert dadurch eine Bewegung nach rechts und links.

Mit diesen sogenannten Kleinigkeiten werden Fahrwerkprobleme beseitigt, gute Motorräder werden noch besser.

Sollten Sie sich für einen Schwingenumbau entschließen so müssen Sie vor dem Ausbau nach dem Lösen der Schwingenachse das axiale Spiel mit einer Fühlerlehre messen, da bei vielen Motorrädern der Rahmen vorgespannt ist und beim Lösen der Achsmutter bis zu 2 mm auseinander geht.

Nach 20 jähriger Erfahrung speziell mit Fahrwerksproblemen habe ich weitere Fehler im Lenkkopfbereich festgestellt. Die Fehler sind unrunde Lagesitze im Rahmen, in erster Linie verursacht durch

  1. Unsachgemäßen Einbau ab Werk.
  2. Durch unsachgemäßen Aus- bzw. Einbau bei Erneuerungen der Lenkkopflager.
  3. Nicht überprüfen der Rundheit nach Unfällen.
  4. durch Verformung ( auch mit eingesetzten Kernen im Rahmen) beim Rahmen richten.

Bei allen Aluminiumrahmen, die ich bis jetzt bearbeitet habe war kein Lagersitz rund, bis 0,04 mm durch Wärmeverzug beim Verschweißen da die Lagersitze vor dem Schweißen gefertigt werden, dazu kommt noch der unsachgemäße Aus- und Einbau.

Unrunde Lagersitze verursachen unrunde Lager Außenringe, die Folge ist, daß in Richtung des größeren Durchmessers das doppelte Spiel der Unrundheit, bedingt durch die Konuswirkung des Lagers, vorhanden ist und nicht beseitigt werden kann.

Beim Lagereinbau muß man größte Sorgfalt walten lassen! Lagerschale nicht schräg einziehen oder schräg einschlagen! Lagersitz auf Rundheit prüfen, kann bei Kegelrollenlager vor dem Ausbau der Lagerschale aus dem Rahmen vorgenommen werden, indem man den gereinigten Innenring mit Rollen in die gereinigte Schale legt mehrere Male hin- und herdrehen, dann nach allen Seiten kippen, sollte sich der Innenring nach einer Richtung stärker kippen lassen, so ist in dieser Richtung der Durchmesser größer.

Die Unrundheit bewirkt einen vorzeitigen Lagerverschleiß, der durch axiale Bewegungen im Lager entsteht. Angenommen das untere Lager ist nicht rund und das Fahrzeug wird abgebremst, so wird durch die höhere Belastung der Innenring in den Außenring hineingeschoben bis der Außenring seine Rundheit erreicht hat, wird die Bremse losgelassen ist die höhere Belastung weg, der Rahmen federt in seine Unreinheit zurück und schiebt den Innenring mit Rollen wieder hinaus, somit erhält man an beiden Lagern eine axiale Bewegung, leider können die Rollen in axialer Richtung nicht rollen sondern graben sich in den Außenring ein.

Sollten Sie feststellen, daß ihr Lagersitz unrund ist, sollten Sie auf jeden Fall Lagerschalen mit 0,1 mm Untermaß nehmen und diese in den Rahmen einkleben, sollten Sie sich nicht sicher sein mit Rundheit so sind Sie mit 0,1 mm Untermaß und Einkleben immer gut bedient.

Schwinge